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Wie wird Erfolg in der Zukunft konjugiert?

Die Landtagswahl in Bayern steht an. Die grinsenden Gesichter der Kandidaten auf den Plakaten versprechen uns in ihren Slogans immer noch „die Wirtschaft anzukurbeln“, Wachstum, Stabilität, Wohlstand. Nur wenn man in die Wahlprogramme genauer liest, findet man die Themen Klimaschutz, Inklusion und Integration, Bildung, Sozialsystem. Es sind aber immer noch dieselben, alten Parolen, mit denen sich die Politik den Wahlerfolg verspricht. Doch ist das realistisch? Mittlerweile sollte es doch klar sein, dass das ewige Wirtschaftswachstum an seine Grenzen gekommen ist und dass ein Verharren auf bekannten Wegen uns nicht weiterbringt. Mit den alten Strategien sind die neuen Herausforderungen unserer Zeit nicht zu meistern. Und das gilt für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

 

Der Mensch strebt von Natur aus nach Glück und Erfolg, aber wie können wir als Einzelne und als Gemeinschaft glücklich und erfolgreich werden? Wie lösen wir den Widerspruch zwischen der Erhaltung von Natur und Ressourcen und unserer Lebensweise, die sich eher zerstörerisch auswirkt?

 

Es wird Zeit für eine andere Definition von Erfolg und Wohlergehen. Eine Definition, die im Einklang mit der Natur und den Menschen steht und allgemein propagiert wird. Aber warum ist es so schwer, sich etwas anderes als das Bekannte vorzustellen? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das stimmt. Und für unser Zusammenleben haben wir gesellschaftlich akzeptierte Normen und Muster, die uns Orientierung geben und unsere Lebensgestaltung, unsere Werte und Ziele, beeinflussen. Diese Muster nennt J.L. Moreno in seiner Kreativitätstheorie Konserven. Etablierte Verhaltensweisen und Lebensentwürfe, die sich irgendwann als funktionierend erwiesen haben und auf die wir immer wieder zurückgreifen. Die Idee von Erfolg in unserer westlichen Gesellschaft definiert sich z.B. durch Messgrößen wie Geld, Macht, Einfluss, Anerkennung und durch Vorbilder, die diese Werte verkörpern. Um im Bild des psychodramatischen kreativen Zirkels zu bleiben, braucht es einen zündenden Moment, damit wir aus der gewohnten Konserve ausbrechen und neue Wege erkunden. Das kann eine Erkenntnis oder auch eine Krise sein, die uns in einem spontanen Zustand versetzt, einem status nascendi, aus dem sich durch einen kreativen Prozess Neues ergeben kann. Was für den Einzelnen in der psychodramatischen Theorie gilt, kann man auf Menschengruppen oder auf die ganze Gesellschaft übertragen. Unsere Zeiten sind durch verschiedene globale Krisen geprägt, die unsere gewohnten Werte und Kategorien erschüttern (sollten!). Es ist Zeit, uns als Gesellschaft bewusst zu werden, dass es neue Ziele und neue Wege braucht, und dass diese ganz anders als unsere gewohnten Kategorien aussehen können und sollen. Dazu finde ich die 17 SDG (Sustainable Development Goals), die von der UN zur Agenda 2030 definiert wurden einen spannenden Impuls, um nachhaltigen Erfolg weiterzudenken*. Was wäre, wenn wir Erfolg zum Beispiel daran messen würden, in wie weit es uns (als Einzelne oder Gemeinschaft) gelingt, dem Ziel "Keine Armut" oder "Maßnahmen zum Klimaschutz" entgegen zu arbeiten? 

Nur wenn wir uns trauen, aus der Konserve auszubrechen und neue Horizonte und Perspektiven zu entdecken, können wir eine zukunftsfähige Version des Erfolgs schaffen. Dazu müssen wir alternative Kriterien für den persönlichen oder wirtschaftlichen Fortschritt finden und unsere eigenen Vorstellungen vom Erfolg neu definieren, um diese dann in gesellschaftliche Modelle umzusetzen. 

 

Dieses Thema ist zum Glück in der Öffentlichkeit angekommen und die Auseinandersetzung findet an verschiedenen Stellen schon statt, wenn auch noch nicht ausreichend in der Politik und den Bildungsinstitutionen. Ich freue mich auf die Möglichkeit, in das Thema „Erfolg neu definieren“ beim Swiss Collaboration Summit in Zürich am kommenden Freitag einzutauchen und mich mit vielen Gleichgesinnten auszutauschen, die sich mutig die Frage nach einem nachhaltigeren und zukunftsfähigen Erfolgsmodell gestellt haben oder noch stellen. Und besonders freue ich mich, in zwei kurzen Sessions mit Soziodrama und Soziometrie Impulse zu setzen, um aus der „Erfolgskonserve“ auszubrechen.

 

Hier ist der Link zu diesem spannenden Event. Lasst uns Erfolg zusammen neu denken!

 

* im Rahmen der BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) wird die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen in allen Bildungsinstitutionen eingeführt mit dem Ziel, junge Menschen dafür zu sensibilisieren.

 

 

 

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